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Schluss mit dem Horten: Minimalismus bei Künstlermaterial

Dieser Artikel erschien bereits 2022 im alten Blog.

Ich habe es verwendet, das böse Wort: Minimalismus! Keine Sorge, mein Blog verwandelt sich nicht in einen dieser Lifestyle-Keine-Ahnung-Was-Teile. Und ein Minimalist bin ich wohl auch nicht.

minimalistischer farbkasten - farben reduziert - näpfchen von sockenzombie

Dennoch wollte ich allgemein wieder ein paar Dinge reduzieren und vereinfachen. Mir ist nämlich aufgefallen, dass hier so viel Material herumliegt, das gar nicht oder kaum verwendet wird. Minimalismus bei Künstlermaterial ist nicht leicht, da sammelt sich einfach immer wieder etwas an. Vieles benötigt Platz und Zeit, die ich lieber für anderes verwenden mag. Daher habe ich vor einiger Zeit nicht nur das Farben Herstellen (Zum Artikel: „Sockes Farbenbrauerei schließt!“) aufgegeben, sondern auch wieder ordentlich Material ausgemistet und dabei ein paar Tipps für dich zusammengetragen.

Minimalismus bei Künstlermaterial: Was spricht gegen das Sammeln?

Eigentlich nichts. Wenn man ein Künstlermaterial-Sammler sein möchte. Das ist ein richtig cooles Hobby. Wunderschöne Farben ziehen einfach an. Und Geld ab. Allerdings möchte ich nicht länger Sammler von Material sein, sondern jemand, der dieses Material nutzt, um Geschichten zu erschaffen. Ich möchte meine Zeit wieder dem Wesentlichen widmen, dem Malen selbst.

Künstlermaterial sammeln ist nämlich ein komplett eigenes Gebiet, das leider oft genau davon abhält. Daher ist mir die Entscheidung, wieder mehr Richtung Minimalismus bei Künstlermaterial zu gehen, nicht schwer gefallen.

Zu viel Material horten, hält vom Malen ab, warum?

Man kann sich nicht entscheiden, was man verwendet.
Welches Medium? Welche Farbe? Vielleicht ein paar Glitzereffekte? Ach, hier fehlt noch ein Farbton? Gleich mal im Künstlershop des Vertrauens danach suchen …

Man findet im Chaos nie das, was man gerade sucht.
Wo hab ich nur diesen einen Stift, den ich vor fünf Jahren genau für diesen einen Zweck gekauft habe? In welcher Kiste liegt noch mal die Nachleuchtfarbe? Ach wie cool, wusste gar nicht, dass ich diese drölfzig Effektfarben besitze, und die anderen Liner hier könnte man ja auch irgendwann verwenden. Ähm … was hab ich eigentlich gesucht?

Man will am liebsten alles gleichzeitig verwenden.
Ich brauche fünf Hände. Oder zehn! Und eine Dimension mehr, weil das alles gar nicht nebeneinander Platz hat. Nehme ich Marker? Oder Aquarell? Mit Tusche kann man ja auch was machen, bevor die Gläschen austrocknen. Was, ich hab keine Ölpastellkreiden? Die muss ich mir gleich besorgen. Und während man den nächsten coolen Farben nachjagt, vergammelt das leere Papier …

Vom Horter zum Künstler: Allgemeine Ideen, um Materialberge zu beherrschen

  • Hör auf, Künstlermaterial hin und her zu räumen, zu organisieren, zu ordnen, zu verstauen oder zu sammeln. Sondern tu damit das, wozu es eigentlich gedacht ist: Papier ← Farbe
  • Nutze vorhandenes Material, statt neues zu besorgen. Jedes Mal, wenn du etwas kaufen willst, geh durch deine Vorräte und nimm stattdessen daraus etwas.
  • Challenge: Eine neue Farbe darf erst gekauft werden, wenn drei alte aufgebraucht wurden.
  • Wenn du etwas nur einmal ausprobieren möchtest, leihe es oder besorgt dir eine minimale Menge von Leuten, die das Material bereits besitzen.
  • Regel: Begrenze den Platz für dein Material. Wenn z. B. eine Schublade voll ist, darf nichts neues mehr besorgt werden.
  • Lenke dich ab vom Material und macht ein paar Künstler-Challenges. Am besten welche, bei denen man viel unterschiedliches Material benötigt.

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Tipps zum Vorgehen: Wie reduziert man aktiv Künstlermaterial?

Mache dir erst einmal klar: Ja, es ist richtig geniales Zeug, das du da hast! Und genau darum wär es viel zu schade, wenn es unbenutzt herum liegt. Wird Zeit für ein paar Entscheidungen! Teile dein Material in drei Kategorien ein:

1) Welches Material verwendest du gerne und oft?
2) Was verstaubt im Regal mit dem Gedanken „Irgendwann …“?
3) Welches Material wirst du definitiv nie verwenden?

Material aus Kategorie 1) bleibt und Material aus Kategorie 3) geht. Material aus Kategorie 2) nimmst du jetzt sofort aus dem Regal und probierst es aus. Nicht irgendwann. Jetzt. Und dann entscheidest du: Nimmst du es in deinen „verwende ich ab jetzt fast täglich“ Bestand aus Kategorie 1) auf? Wenn nicht, dann weg damit. Sollte dir das zu radikal sein, kannt du auch ein Datum festsetzen, bis wann du es verwendet haben willst, bevor es gehen darf.

Wie wird man aussortiertes Material los?

Das Aussortieren fiel mir sehr leicht und ich wusste schnell, was ich nicht mehr hier haben wollte. Das Loswerden der aussortierten Dinge gestaltete sich dafür eher schwerer. Man mag die Dinge ja auch nicht an Leute weitergeben, bei denen sie ebenfalls im Regal verstauben. Hier einige Ideen, wie man das anstellt:

Wegwerfen
Einfach und gleichzeitig schwer. Einfach, weil man sich dann nicht mehr drum kümmern muss, schwer weil Gedanken wie „das hat mal Geld gekostet“ und „ist viel zu Schade drum“ einen davon abhalten. Frag dich also: Ist das Material Schrott oder könnten andere es noch brauchen?

Verschenken
Verschenke es an Freunde oder andere Künstler, von denen du weißt, die werden es nutzen. Manchmal haben die Leute genau nach dem einen Ding gesucht, das du nicht mehr brauchst. Mach ihnen eine Freude. Du kannst das auch im Rahmen einer Verlosungsaktion machen. Wenn du online etwas verschenkst, kannst du dein Material auch für Versandkosten an andere abgeben.

Verkaufen
Mach dein Material zu Geld. Das erfordert natürlich wieder etwas Zeit. Zeit, die du schon wieder ins nächste Zeichenprojekt stecken könntest, frage dich also, ob sich der Aufwand lohnt. Tipp: Wenn du viele Kleinteile hast, dann macht es vielleicht Sinn, daraus mehrere Wundertüten zusammenzupacken. So wirst du mehrere Dinge auf einmal los und andere freuen sich auf Überraschungsmaterial.

Tauschen
Diese Option empfehle ich nur im Notfall. Also wenn du zufällig jemanden findest, der etwas abgibt, was du unbedingt brauchst und auch verwenden wirst. Die Gefahr ist groß, dass du dir hiermit wieder neues „Material der Schande“ ins Regal holst.

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Beispiele für mehr Minimalismus bei Künstlermaterial: Was kam bei mir weg?

Zeug, das nicht mehr funktionierte
Das wanderte in den Müll, z. B. ausgetrocknete Farben, Stifte und sonstige Reste wie Papierschnipsel. Die will und braucht niemand mehr.

Sehr viel Stifte, die ich nie benutzt habe
Das waren zum Beispiel ein Haufen Acrylmarker, viele³ Bleistifte und ein ganzer Berg Farbstifte.

Viele bunte Marker
Es waren tatsächlich über hundert Stück, die ich an andere weitergab. Denn ich verwende eigentlich nur die grauen Marker fürs Schattieren regelmäßig.

Komplette Medien, die ich nie verwende
Darunter waren zum Beispiel Ölfarben und einige Acryltuben. Bestimmte Acrylfarben nutze ich für Effekte, aber normale Farben nicht. Und Öl verwendete ich das letzte Mal, als ich halb so alt war wie jetzt.

Mein ganzes Material zum Farben Herstellen
Genau, inclusive Pigmente und Werkzeug wie z. B. mein Mörser. Ich möchte nämlich lieber wieder mehr selber malen anstatt das Material dafür herzustellen.

Mehrere hundert Näpfchen
Hier hatten sich einige angesammelt, die ich nie oder nur selten verwendete. Darunter zum Beispiel auch meine ganzen umgefüllten Neocolor II.

Eine große Kiste voll Bastelmaterial
Wieso hatte ich die überhaupt? Keine Ahnung, denn ich bastle nicht oder nur ungern. Daher war dieser Punkt für mich wohl einer der leichtesten, um für mehr Minimalismus bei Künstlermaterial zu sorgen. Und andere freuten sich über meine Sammlung, darunter Berge an Glitzerzeug und Motivpapier.

Einige Zeichenbücher
Lesen kostet Zeit und Tutorials aus Zeichenbücher tatsächlich auch umzusetzen noch viel mehr. Diese sollten also gut ausgewählt sein. Ich habe daher Bücher aussortiert, die mir nicht mehr gefallen oder die mich inhaltlich nicht mehr weiterbringen.


Jetzt stellt sich die Frage, was blieb da noch übrig? Noch immer eine ganze Menge! Vermutlich wird das nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich Farben aussortiere. Das einzige, wovon ich so gut wie gar nichts weggab, ist übrigens Papier. Denn davon werd ich in nächster Zeit hoffentlich wieder viel mehr verwenden! 🙂

Bist du eher jemand, der Material hortet oder benutzt du es auch? Wie viel besitzt du und hast du schon mal Künstlermaterial ausgemistet?

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