Schluss mit dem Horten: Minimalismus bei Künstlermaterial

Ich habe es verwendet, das böse Wort: Minimalismus! Keine Sorge, mein Blog verwandelt sich nicht in einen dieser Lifestyle-Keine-Ahnung-Was-Teile. Und ein Minimalist bin ich wohl auch nicht.

Dennoch wollte ich allgemein wieder ein paar Dinge reduzieren und vereinfachen. Mir ist nämlich aufgefallen, dass hier so viel Material herumliegt, das gar nicht oder kaum verwendet wird. Vieles benötigt Platz und Zeit, die ich lieber für anderes verwenden mag. Daher habe ich vor einiger Zeit nicht nur das Farben Herstellen (Zum Artikel: "Sockes Farbenbrauerei schließt!") aufgegeben, sondern auch wieder ordentlich Material ausgemistet und dabei ein paar Tipps für euch zusammengetragen.

minimalistischer farbkasten - farben reduziert - näpfchen von sockenzombie

 

Was spricht gegen das Sammeln von Künstlermaterial?

Eigentlich nichts. Wenn man ein Künstlermaterial-Sammler sein möchte. Das ist ein richtig cooles Hobby. Wunderschöne Farben ziehen einfach an. Und Geld ab. Allerdings möchte ich nicht länger Sammler von Material sein, sondern jemand, der dieses Material nutzt, um Geschichten zu erschaffen. Ich möchte meine Zeit wieder mehr dem Wesentlichen widmen, dem Malen selbst.

Künstlermaterial sammeln ist nämlich ein komplett eigenes Gebiet, das leider oft genau davon abhält.

 

Zu viel Material horten, hält vom Malen ab, warum?

Man kann sich nicht entscheiden, was man verwendet.
Welches Medium? Welche Farbe? Vielleicht ein paar Glitzereffekte? Ach, hier fehlt noch ein Farbton? Gleich mal im Künstlershop des Vertrauens danach suchen ...

Man findet im Chaos nie das, was man gerade sucht.
Wo hab ich nur diesen einen Stift, den ich vor fünf Jahren genau für diesen einen Zweck gekauft habe? In welcher Kiste liegt noch mal die Nachleuchtfarbe? Ach wie cool, wusste gar nicht, dass ich diese drölfzig Effektfarben besitze, und die anderen Liner hier könnte man ja auch irgendwann verwenden. Ähm ... was hab ich eigentlich gesucht?

Man will am liebsten alles gleichzeitig verwenden.
Ich brauche fünf Hände. Oder zehn! Und eine Dimension mehr, weil das alles gar nicht nebeneinander Platz hat. Nehme ich Marker? Oder Aquarell? Mit Tusche kann man ja auch was machen, bevor die Gläschen austrocknen. Was, ich hab keine Ölpastellkreiden? Die muss ich mir gleich besorgen. Und während man den nächsten coolen Farben nachjagt, vergammelt das leere Papier ...

 

Vom Horter zum Künstler: Allgemeine Ideen, um Materialberge zu beherrschen

  • Hör auf, Künstlermaterial hin und her zu räumen, zu organisieren, zu ordnen, zu verstauen oder zu sammeln. Tu damit das, wozu es eigentlich gedacht ist: Papier ← Farbe
  • Nutze vorhandenes Material, statt neues zu besorgen. Jedes Mal, wenn du etwas kaufen willst, geh durch deine Vorräte und nimm stattdessen daraus etwas.
  • Challenge: Eine neue Farbe darf erst gekauft werden, wenn drei alte aufgebraucht wurden.
  • Wenn du etwas nur einmal ausprobieren möchtest, leihe es oder besorgt dir eine minimale Menge von Leuten, die das Material bereits besitzen.
  • Regel: Begrenze den Platz für dein Material. Wenn z. B. eine Schublade voll ist, darf nichts neues mehr besorgt werden.
  • Lenke dich ab vom Material und macht ein paar Künstler-Challenges. Am besten welche, bei denen man viel unterschiedliches Material benötigt.

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Tipps zum Vorgehen: Wie reduziert man aktiv Künstlermaterial?

Mache dir erst einmal klar: Ja, es ist richtig geniales Zeug, das du da hast! Und genau darum wär es viel zu schade, wenn es unbenutzt herum liegt. Wird Zeit für ein paar Entscheidungen! Teile dein Material in drei Kategorien ein:

1) Welches Material verwendest du gerne und oft?

2) Was verstaubt im Regal mit dem Gedanken "Irgendwann ..."?

3) Welches Material wirst du definitiv nie verwenden?

Material aus Kategorie 1) bleibt.
Material aus Kategorie 3) geht.
Material aus Kategorie 2) nimmst du jetzt sofort aus dem Regal und probierst es aus. Nicht irgendwann. Jetzt. Und dann entscheidest du: Nimmst du es in deinen "verwende ich ab jetzt fast täglich" Bestand aus Kategorie 1) auf? Wenn nicht, dann weg damit.

 

Wie wird man aussortiertes Material los?

Das Aussortieren fiel mir sehr leicht und ich wusste schnell, was ich nicht mehr hier haben wollte. Das Loswerden der aussortierten Dinge gestaltete sich dafür eher schwerer. Man mag die Dinge ja auch nicht an Leute weitergeben, bei denen sie ebenfalls im Regal verstauben. Hier einige Ideen, wie man das anstellt:

Wegwerfen
Einfach und gleichzeitig schwer. Einfach, weil man sich dann nicht mehr drum kümmern muss, schwer weil Gedanken wie "das hat mal Geld gekostet" und "ist viel zu Schade drum" einen davon abhalten. Frag dich also: Ist das Material Schrott oder könnten andere es noch brauchen?

Verschenken
Verschenke es an Freunde oder andere Künstler, von denen du weißt, die werden es nutzen. Manchmal haben die Leute genau nach dem einen Ding gesucht, das du nicht mehr brauchst. Mach ihnen eine Freude. Du kannst das auch im Rahmen einer Verlosungsaktion machen. Wenn du online etwas verschenkst, kannst du dein Material auch für Versandkosten an andere abgeben.

Verkaufen
Mach dein Material zu Geld. Das erfordert natürlich wieder etwas Zeit. Zeit, die du schon wieder ins nächste Zeichenprojekt stecken könntest, frage dich also, ob sich der Aufwand lohnt. Tipp: Wenn du viele Kleinteile hast, dann lohnt es sich, daraus mehrere Wundertüten zusammenzupacken. So wirst du mehrere Dinge auf einmal los und andere freuen sich auf Überraschungsmaterial.

Tauschen
Diese Option empfehle ich nur im Notfall, wenn du zufällig jemanden findest, der etwas abgibt, was du unbedingt brauchst und auch verwenden wirst. Die Gefahr ist groß, dass du dir hiermit wieder neues "Material der Schande" ins Regal holst.

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Beispiele: Was kam bei mir weg?

1) Zeug, das nicht mehr funktionierte, wanderte in den Müll, z. B. ausgetrocknete Farben und Reste, die niemand haben wollte.

2) Sehr viel Stifte, die ich nie benutzt habe: Ein Haufen Acrylmarker, viele Bleistifte und ein Haufen Farbstifte.

3) Viele bunte Marker, da ich eigentlich nur die grauen fürs Schattieren regelmäßig verwende.

4) Komplette Medien, die ich nie verwende: Darunter z. B. Ölfarben und einige Acryltuben.

5) Mein ganzes Material zum Farben Herstellen, inclusive Pigmente und Werkzeug wie z. B. mein Mörser.

6) Mehrere hundert Näpfchen, die ich auch nur selten verwendete, darunter meine umgefüllten Neocolor II.

7) Eine große Kiste voll Bastelmaterial, da ich nicht gerne bastle. Glitzerzeug, Motivpapier, ...

8) Einige Zeichenbücher, die mir nicht gefallen oder die mir inhaltlich nichts mehr bringen.

 

Jetzt stellt sich die Frage, was blieb da noch übrig? Noch immer eine ganze Menge! Zu meinem aktuellen Material werde ich vielleicht im Laufe des Jahres einen eigenen Artikel verfassen.

Das einzige, wovon ich so gut wie gar nichts aussortiert habe, ist übrigens Papier. Denn davon werd ich in nächster Zeit hoffentlich viel verwenden :)

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