Papiertest Lanavanguard – 100% Hi-Tech
Erster Eindruck
Lanavanguard, 100% Hi-Tech, nennt sich das Papier. Es ist extrem glatt und besteht aus Polypropylen. Eine Struktur ist auf der Oberfläche nicht zu erkennen. Trotz des Gewichts, wirkt es dünn und biegsam, aber nicht durchsichtig. Es scheint nicht gebleicht zu sein und sieht neben anderen Papieren eher etwas cremefarben statt weiß aus.
Aquarell (getestet mit Tubenfarben)
Erst mal vorweg: Es funktioniert. Allerdings nur, wenn man das Papier vorher nicht berührt. Wie ihr auf dem Bild sehen könnt, stoßt der Fettfilm, der von der Haut aufs Papier gelangt, die Farbe ab. Ihr könnt also genau erkennen, wo ich es mit meinen Fingern angetatscht habe... Das ist ärgerlich, wenn man es nicht weiß, da man es vor dem Colorieren nicht erkennt, wo man vielleicht ausversehen hingefasst hat. Man könnte das natürlich auch für interessante Effekte nutzen. Es hat mir keinen Spaß gemacht, das Papier mit meinen Tubenfarben zu verwenden. Wasser zieht darauf nicht ein und schwimmt eine Weile auf dem Papier. Nein, es wellt sich nicht das kleinste Stück. Für das Kontrollieren der Farben während dem Trocknen, fehlt mir hier allerdings wohl die Geduld.
Auarellstifte (links, getestet mit Albrecht Dürer) und Marker (rechts, getestet mit Copic Ciao)
Das Erzeugen gleichmäßiger Flächen funktioniert je nach Farbton mehr oder weniger gut. Die Farben leuchten jedoch teilweise (auch hier kommt es wieder auf den Farbton an) sehr schön auf dem Papier und das Arbeiten ist ganz okay. Es fühlt sich anders an, als auf normalem Papier, aber daran gewöhnt man sich. Ein Vermalen mit nassem Pinsel würde ich jedoch nicht empfehlen, dadurch werden die Farben eher vom Papier abgehoben bzw. entfernt statt verwischt.
Das Arbeiten mit Copics gestaltet sich auf dem Papier komplett anders als gewohnt. Die Farben werden so gut wie gar nicht eingesaugt und drücken nicht durch das Papier durch. Sie sind auf der Rückseite gar nicht erkennbar. Ein Verblenden ist schwer, mit etwas Übung aber durchaus möglich. Das tolle daran ist, dass man Copics ausbessern kann, soll heißen: Verwischen, wegwischen und wieder drüber malen. Der besondere Effekt, der mit den Markern entsteht, vor allem an den Rändern dunklerer Farben, gefällt mir wahnsinig gut. Da überlege ich mir doch glatt noch ein paar Copics zu besorgen. Vor allem, weil sie auf dem Lanavanguard auch so schön leuchten. Was übrigens auch sehr gut funktioniert, ist das Ausarbeiten von Details mit meinen Aquarellstiften auf der Markercoloration.
Wachsmalkreiden (getestet mit Neocolor II)
Mit meinen wasservermalbaren Wachsmalkreiden ließ sich erstaunlich gut auf dem Papier zeichnen. Jedoch nur direkt und ohne Pinsel. Einzig das Vermalen mit Wasser klappt nicht sehr gut, da die Farbe damit viel zu sehr abgehoben wird. Der Fettfilm, der bei Aquarellfarben auftritt, bleibt beim Vermalen allerdings aus, da sich das Wachs in der Farbe anscheinend damit vermischt. Die Farben wirken etwas matter als mit Copics, dennoch ganz okay.
Liner
Ich finde auf dem Papier lässt sich gut mit Lines arbeiten. Sie verstopfen auch nicht, wie auf Steinpapier leider der Fall ist. Ich muss jedoch anmerken, dass es hier auch auf die Technik ankommt. Leute, die vor der Coloration linen, werden keinen Spaß damit haben. Denn Copics sowie auch Farbstifte verwischen die Lines und was noch schlimmer ist, sie vermischen sich mit ihnen, wodurch die Farben getrübt werden und verschmieren. Da ich, wenn überhaupt, erst nach dem Colorieren line, ist das also für mich kein Problem.
Miniaturzeichnen
Wie ihr am oben stehenden Bild seht, kann man es auch hervorragend für Miniaturmotive verwenden. Hier habe ich mich an drei Inchies (größe jeweils 2,5cm x 2,5cm) versucht. Ich verwendete dafür Copic Ciao Marker und Albrecht Dürer Aquarellstifte. Dabei machte ich mir den Nachteil des Papiers - das sehr leichte Wegwischen der Farbe - zunutze, indem ich einen Copic Blender verwendete, um kleine Fehler einfach vom Papier zu zeichnen oder etwas auszubessern. Auch die harten Ränder vom Schatten der Eisbecher bekam ich durch das Übermalen weich und konnte sie anschließend mit dem Finger zu einem aufhellenden Verlauf verwischen.
Allgemeines
Allgemein finde ich das Papier super, wenn auch eher nicht für Wasser geeignet.
Was ein Vorteil ist, ist in meinen Augen leider auch der größte Nachteil des Papiers: Das nicht Einziehen der Farbe. Wenn man etwas fester andrückt, kann man das fertige Bild mit den Fingern vom Blatt wischen. Deswegen empfehle ich, die Motive geschützt und je nach Größe in Hüllen oder hinter Glas aufzubewahren. Ich testete schon ein Fixierspray, was aber leider kaum etwas geholfen hat. Die Farbe wurde zwar minimal fester, war aber mit etwas Wischen immer noch leicht abrubbelbar. Ich hoffe, noch einen Weg zu finden, die Farben fester werden zu lassen. Falls ihr hier etwas wisst, bin ich für eure Tipps bzw. einen Kommentar hier drunter sehr dankbar!
Das Schönste für mich an dem Papier: Die Leuchtkraft der Farben erscheint auf dem Lanavanguard unheimlich stark und beeindruckt mich sehr. Ich werde es also auf jeden Fall weiter nutzen. Auch weil sich, vor allem beim Zeichnen von Miniaturen, sehr präzise arbeiten lässt.
Beispielbild
Auf diesem coolen Kakaokarten-Motiv, gezeichnet von star-behind-the-moon, könnt ihr den tollen Effekt an den Rändern der Flächen gut erkennen.
NACHTRAG
Hier findet ihr in den nachfolgenden Posts Tipps, wie es mit dem fixieren evtl. doch klappt: Kunstkartenforum: "Welches Papier?" (Herzlichen Dank für die Antworten!)
Und noch ein kleines Miniatur-Beispiel auf diesem Papier:
UND NOCH EIN NACHTRAG
Weil ich ihn gerade dazu gefunden habe, hier ein weiterer Bericht über das Papier: Papier im Test: Lanavanguard (Aus Majors Künstlerblog, eine sehr tolle Seite übrigens und mit vielen Informationen, schaut dort unbedingt mal vorbei!)
Weitere Papiertests:
Keramikpapier
Steinpapier
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