Kurzgeschichte: Rache (Der Geschichtensammler im All – Kapitel 12)

Diese Kurzgeschichte ist Teil einer längeren Geschichte:


 

sockenzombie
Motiv zum Kapitel - Zum Tutorial: Rache

 

Dree saß in einem dunklen Raum, gefesselt, auf einem Stuhl.

"Warum hast du das getan?", fragte Alex. Er hatte das Pech, den Gefangenen verhören zu müssen.

"Weil ich es kann", trotzig blickte er Alex an. Er meinte es eigentlich ironisch, doch Alex schien ihn ernst zu nehmen.

"Was dachtest du dir dabei?"

Dree starrte ihn finster an und schwieg. Was brachte es, zu reden? Alex glaubte ihm nicht. Und auch niemand sonst tat es.

"Du hast 56 Menschen getötet!", schrie Alex jetzt. "Ich will einen Grund!"

Doch Dree grinste nur. Ein unheimliches Grinsen, das Alex zurückschrecken ließ.

"Du weißt was das heißt. Willst du nicht vorher dein Gewissen erleichtern?"

"Nein."

"Du-“, Alex brach ab und begann aufgebracht im Raum hin und her zu gehen. "Es waren Frauen darunter!"

Dree ließ ihn nicht aus den Augen. Einen letzten Versuch war es wert, er würde hingerichtet werden „Ich war es nicht.“

"Es gibt Beweise!"

Dree war es leid, sich zu verteidigen. „Das ist nicht wahr!“

"Es gibt Fotos!"

"Die sind gefälscht! Und wer soll sie bitte gemacht haben, wenn niemand an Bord überlebt hat?“

"Sag du es mir!", schrie Alex wieder.

Es hatte keinen Zweck. All seine Versuche, jemanden von seiner Unschuld überzeugen, waren sinnlos. Das hatte er jetzt von seiner Hilfe. Sein ganzes Leben waren immer die anderen wichtiger gewesen. Tu dies und tu jenes. Immer wollten alle seine Hilfe. Und er half. Immer gute Laune verbreiten. Alles tun, um andere voran zu bringen. Das wurde verlangt. Und jetzt hatte er es wieder getan. Das Lüftungsventil war beschädigt worden. Er hatte sich einen Raumanzug geschnappt. Er riskierte sein Leben beim Versuch es zu reparieren. Hätte er es nicht getan, wären sie doch auch gestorben. Während er daran herumschraubte, passierte das Unglück. Jemand musste es manipuliert haben. Jemand musste weitere Ventile verschwinden lassen haben. Und jemand musste ihm bewusst diese Verbrechen untergeschoben haben!

"Wie kann man so grausam sein? Verdammt, Vakuum, das ganze Raumschiff! Sie sind alle erstickt!"

"Nein, Gefrierbrand. Die Körperflüssigkeiten beginnen zu-“

"Das will ich gar nicht wissen! Dree! Du warst nie so! Wieso verdammt?"

Es war nicht seine Schuld. Er hatte nie etwas Negatives getan und immer versucht es anderen recht zu machen. Jetzt wurde er plötzlich selbst zum Opfer. Das war nicht fair. Und Fairness war sein oberstes Prinzip! Deswegen würde er sich jetzt rächen. Das war fair. Alle guten Taten ausgleichen, die er all die Jahre sinnlos verschwendet hatte.

"Deine Hinrichtung beginnt in einer Stunde. Eine Stunde, die du nutzen könntest!"

Kein Dank. Keine Anerkennung. Sein Entschluss stand fest. Die Dinge rückgängig machen. Für alles andere war es jetzt sowieso zu spät.

"Nenn mir den Grund!"

Diesmal hob Dree den Kopf und sah Alex direkt in die Augen. "Ich nenne dir den Grund für das was jetzt kommt. Gerechtigkeit."

Im selben Moment explodierte die Station. Mit ihr Dree. Mit ihr Alex. Mit ihnen über hundert weitere Soldaten und Wissenschaftler.

 

Du fragst dich jetzt sicher, wie diese Geschichte zu mir gelangte, oder? Tut mir Leid, das darf ich dir nicht sagen. Das ist nämlich streng geheim, ja so ist das. Streng dein Gehirn an und versuch es doch herauszufinden! Da kommst du sicher nie drauf!

Wie muss das Leben von Dree verlaufen sein, um so etwas zu tun? Er wurde sicher oft enttäuscht. Wenn dir der Geist von Dree begegnen sollte, frag ihn unbedingt danach. Aber sei vorsichtig, Dree ist wirklich ein gefährliches Wesen! Er lebte nach dem absoluten Prinzip der Gerechtigkeit. Das schließt Rache mit ein. Lügen mit Lügen. Tod mit Tod. Ich kann seine Geschichte gut nachvollziehen, anders als die meisten. Sein Handeln ist logisch oder was denkst du?

 

Nachwort

Ich bin es, Robo-Einheit B340. Erinnerst du dich an mich? Der Roboter mit dem lebendigen Gehirn.

Und du sitzt ja immer noch hier, in meiner kleinen Bar. Da hast du ja viele Geschichten meiner Gäste gehört. Aber ich kenne noch immer nicht deine. Eine Geschichte musst du hier lassen. Los, los, erzähl! Mein Speicher bietet noch viel Platz!

Weißt du, was das Schlimmste hier ist?

Ich fühle nichts. Ich sehe die Gäste, wie sie aufgeregt plaudern und mir ihre emotionalsten Erlebnisse berichten. Aber ich spüre sie nicht. Ich bin immer noch ein Roboter.

Und doch ist da dieser klitzekleine Funke an Hoffnung. Einmal zu lachen. Einmal zu weinen, traurig zu sein. Wütend zu werden. Ich warte auf die richtige Geschichte, die diese Emotionen in mir wecken kann. Vielleicht ist es deine?

 


 

Diese Kurzgeschichte ist Teil einer längeren Geschichte:

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