Kurzgeschichte: Sabotage im großen Stil (Der Geschichtensammler im All – Kapitel 8)

Motiv zum Kapitel - Zum Tutorial: Sabotage im großen Stil
Wusstest du, dass es Leute gibt, die Dinge in ihren Träumen Dinge vorhersehen können? Ja, wirklich! So einer war vor ein paar Monaten hier in meiner Bar. Er hat sogar vorhergesehen, dass du jetzt hier sitzt, in meiner Bar! Was für ein interessanter Bursche… Er hieß übrigens Cinin.
Das Telefon klingelte.
„Ja Onna. Sie bringen es in den Nachrichten. Schon den ganzen Tag“, sagte ich, noch ehe sie mich begrüßen konnte. Gewohnheitsmäßig hielt ich den Hörer weit von mir gestreckt und starrte Gedankenverloren auf den Fernseher.
Ihre laute Stimme drang sogleich durch den Hörer. „DAS IST SCHEISSDRECK! Es ist was passiert!“
„Nur drei Schiffe. Drei“, murmelte ich. Wissend, dass sie mich nicht verstehen würde. Onna arbeitete auf einer astronomischen Forschungsstation, für sie zählten nur kalte Logik und Berechnungen.
„Was faselst du da? Er muss vorbeigehen! Wir haben das berechnet!“
„Alle tot.“ Es fiel mir schwer, mich auf ihre Worte zu konzentrieren, zu stark war der Traum der vergangenen Nacht in meinem Kopf.
„Niemand ist tot! Cinin, hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Onna jetzt wütend.
Natürlich, aber was sollte ich schon sagen? Es gab keine Erklärung. Es gab keine Worte, die dem Unglück gerecht wurden. Gerecht werden würden. Billionen von Lebewesen… einfach…
„Das stimmt was nicht, es ist falsch!“, schrie Onna wieder.
„Er wird einschlagen“, sagte ich sachlich.
„NEIN!“ Ich hielt den Hörer wieder weiter weg von mir und schaltete den Fernseher aus, während sie weiter sprach. „Die Berechnungen stimmen, ich bin alles durchgegangen!“
Wie sollte ich es Onna nur begreiflich machen? „Wir müssen evakuieren, bevor es zu spät ist.“
„Verdammt, Cinin, kapierst du denn nicht? Jemand hat ihn manipuliert! Jemand hat den Asteroiden umgelenkt! Eine andere Erklärung gibt es nicht!“
„Sabotage? Aber das ist doch jetzt egal. Wir können es nicht ändern.“
„Oh doch! Sie haben vor ein paar Minuten die Raketen gestartet! Es muss funktionieren.“
„Verzögerung.“
„Was? Hör mit diesem Traumgefasel auf und drück uns gefälligst die Daumen! Wir lenken das Ding um!“
Ich legte auf. Das würde Onna noch wütender machen. Aber ihre Wut traf mich nicht mehr. Mir hatte noch nie jemand geglaubt. Schließlich war ich ein niemand. Und doch trafen meine Träume immer ein. Das Schlimmste war, dass man nie etwas ändern konnte, dass man wusste was passieren würde und einfach machtlos dagegen war!
Es klappte. Unsere Raketen lenkten ihn um und wir gewannen ein paar weitere Stunden. Die Welt jubelte. Zu früh. Der Saboteur schlug ein zweites Mal zu. Einmal flog der Asteroid auf seiner Bahn um die Sonne, dann kam er erneut auf unseren Planeten zu und das Schicksal nahm seinen Lauf. Die Raketen zum Umlenken hatten wir ja bereits verbraucht. Aber es gab Raumschiffe. Nicht viele. Drei Stück. Sie boten Platz für etwa 2000 Lebewesen. Wer würde mitfliegen?
Cinin war jedenfalls mit an Bord. Er fragte mich nach Onna und ich sollte nach ihr Ausschau halten. Vielleicht kommt sie hier vorbei? Es ist leider nicht sicher, ob sie sich unter den 2000 geretteten befand. Aber eins ist sicher, Cinin wird diesen Saboteur finden, der so viele Leben auf dem Gewissen hat. Solltest du ihn irgendwann treffen, musst du mir unbedingt erzählen, ob er es geschafft hat! Ich frage mich welche Gründe dieser Saboteur wohl hatte so etwas zu tun. Schrecklich oder? Aber leider empfinde ich keine Wut darüber. Ich spüre nichts. Wie fühlt sich Wut an? Kannst du es mir beschreiben?
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