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Was soll ich zeichnen? – Wie man eine ansprechende Motividee entwickelt

Diese Artikel über das Finden einer Motividee erschienen 2012 im alten Blog und wurde 2023 etwas überarbeitet.

Du weißt nicht, was du zeichnen sollst? Alles was du produzierst sieht langweilig aus? Heute gebe ich dir ein paar Tipps, für deine Motivwahl beim Zeichnen und wie du deine Bilder lebendiger und spannender machen kannst.

Im Grunde ist jedes Motiv sinnvoll, egal was du zeichnest, es ist immer eine gute Übung. Doch wenn du möchtest, dass auch andere dein Bild bestaunen, musst du es interessanter gestalten. Bevor du anfängst, ist es nützlich, einige Überlegungen anzustellen. Denn ein langweiliges Motiv will niemand sehen, vor allem keins, das du selbst doof findest.

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Mit Fragen zur Motividee

Motive, die dir gefallen, sind leichter zu zeichnen als welche, die du gar nicht magst. Außerdem hängt man sich bei solchen Themen normal auch mehr rein. Denke deswegen über folgende Frage nach: Was gefällt dir? Das ist natürlich eine sehr allgemeine Frage, darum lass uns das ganze etwas konkretisieren:

Was sind deine Lieblingsfarben / Farbkombinationen?

Schreib auf ein Blatt Papier eine Farbe oder eine Farbkombination. Darunter erstellst du jetzt eine Liste mit Dingen, welche diese Farbe haben. Schon hast du ein paar Sachen, die du als Motividee miteinfließen lassen kannst.

Was sind deine Lieblingsgegenstände?

Gibt es Gegenstände, die dir besonders viel bedeuten? Vielleicht haben sie eine Geschichte, die du zeichnerisch darstellen kannst. Sieh dich um und betrachte die dich aktuell umgebenden Dinge. Was davon findest du stärker anziehend als andere Dinge?

Worüber sprichst du gern? Was sind deine Lieblingsthemen?

Wenn dir nichts einfällt, dann frag deine Familie und deine Freunde, worüber du oft sprichst. So kristallisieren sich Themen heraus, mit denen du dich in deinen Kunstwerken genauer beschäftigen kannst.

Was sind deine Lieblingstätigkeiten? Was unternimmst du gerne?

Du kannst dich z. B. selbst zeichnen, wie du gerade zeichnest. Gehst du gern klettern? Kochst du viel? Oder magst du es, mit dem Zug zu fahren? Skizziere diese Tätigkeiten! Eine bessere Motividee gibt es nicht, denn du stellst damit Aktionen dar, also interessante Tätigkeiten die sofort auch andere ansprechen.

Was ist dir wichtig und macht dich glücklich?

Jetzt geht’s etwas tiefer. Vielleicht zählt für dich, Zeit mit bestimmten Personen zu verbringen? Ein gemütliches zu Hause, wo du dich wohlfühlst? Herauszufinden, was wahr oder falsch ist? Frage dich, worauf du im Leben viel Wert legst und baue das in dein Motiv ein. Dadurch ergeben sich tolle Botschaften, die du in deinem Bild verstecken kannst.

Was würdest du gerne noch machen in deinem Leben?

Zeichne genau das. Denn in eine Bildidee, die dir selbst viel bedeutet, kannst du dich nicht nur besser hineinversetzten, du gibst dir auch automatisch mehr Mühe, es darzustellen.

Motividee - Wüstenlandschaft / Kamel und Pyramide mit goldener Spitze (Skizze und Zeichnung)

Bildideen als Geschichten umsetzen

Welche Botschaft willst du dem Betrachter vermitteln?

Allein die Antwort auf diese Frage bringt dir unzählige Ideen. Oft reicht es schon, wenn hinter einer Motividee eine Absicht steckt. Also überlege dir, was du mit deinem Bild aussagen möchtest. Überleg dir, was du anderen erzählen möchtest und stelle es bildlich dar. Ein ansprechendes Bild erzählt fast immer eine Geschichte. Also erzähl eine damit!

Du kennst bestimmt den Spruch: „Ein Bild sagt mehr, als tausend Worte.“ Leider stimmt der nicht immer. Überlege dir also etwas, womit du den Betrachter mehr in das Motiv hineinziehst. Gib ihm Inhalt, worüber er nachdenken kann.

Nachfolgend eine kleine Liste mit Anregungen. Nutze sie, um ein Bild zu malen, das etwas erzählt:

  • Etwas Blockierendes (Beispiel: Ein Hindernis, das sich jemandem in den Weg stellt)
  • Ein besonderes Wetterereignis (Beispiel: Blitz, der in ein Haus einschlägt)
  • Ein Bösewicht (Beispiel: Jemand, der den langweiligen Helden aus der Porträtansicht holt und mit ihm agiert)
  • Kleine, unerwartete Details (Beispiel: ein einzelnes Gänseblümchen in einer Trümmerlandschaft)
  • Sehnsucht nach etwas Verlorenem (Beispiel: Kind, das nach einem davon fliegenden Luftballon greift)
  • Bewegung, die etwas kaum noch Verhinderbares darstellt (Person, die kurz davor ist, zu Boden zu fallen)

Zeichne etwas, was den Betrachter dazu anregt, weiter zu denken als das, was man auf dem Bild sieht. Wecke die Neugier und denk dir eine Motividee aus, die zu etwas neuem führt, bei dem sich der Betrachter fragt, was wohl als nächstes passieren wird.

Kakaokarte - Miniaturlandschaft Natur mit FallschrimspringerMotividee: Andockstelle unterwasser in futuristischer UmgebungKakaokarte - Ägyptische Königskobra als Statue von Taucher unterwasser entdecktKakaokarte -Pinguine in Eislandschaft (Motividee für Artist Trading Card)

Beispiel: Zeichne einen Baum.

So. Und was jetzt? Der steht jetzt da eben. Langweilig. Fülle das Bild also mit Leben und Dingen, die auf nachfolgende Ereignisse hindeuten. Daraus entsteht dann eine sichtbare Geschichte. Du könntest zum Beispiel ein Eichhörnchen darstellen, das im Baum lebt. Das allein reicht aber nicht. Es ist dann eben auch da. Du solltest es darum so darstellen, das das Tier etwas tut. Auch ein Vogelnest mit halben oder angeknackten Eiern, aus denen gerade Junge schlüpfen, lassen den Baum interessanter wirken. Denn das zeigt: Da passiert gerade was. Noch interessanter wird es, wenn ihnen dabei eine Katze zusieht, die auf einem Ast daneben sitzt. Was wird sie wohl machen? Der Betrachter deines Bildes fragt sich, was wohl geschieht, wenn die jungen Vögel geschlüpft sind. Wird die Katze weiterhin ruhig sitzen bleiben? Wird jemand die Vögel retten? Werden Mama- und Papa-Vogel die Jungen verteidigen und versuchen, die Katze vom Baum zu werfen?

Gehen wir einen Schritt weiter. Vielleicht kommt da unten grad ein Feuerwehrauto, um die Katze vom Baum zu holen, weil sie es nicht mehr runter schafft? Bringen wir doch noch eine etwas unheilvollere Stimmung ins Bild: Vielleicht deuten düstere Wolken im Hintergrund ein nahendes Gewitter an? Schau, dort drüben fliegt ein UFO herum! Und hat sich dort unten tatsächlich ein Typen mit Protestschild an unseren Baum gekettet? Neben ihm stehen schwere Geräte mit Kettensäge und genervte Arbeiter, Polizei, aufgeregte Pressesprecher mit Mikrofon und Kameramann im Schlepptau, Leute die belegte Brote zubereiten und den Menschenauflauf nutzen, um was zu verkaufen, … überleg dir zusätzliche Details, die unseren Baum umgeben und schon hast du eine aufregende Szene geschaffen, die Teil einer langen Geschichte sein könnte.

Indem du mit deiner Motividee Fragen aufwirfst und spannende Geschehnisse zeigst, machst du den Betrachter heiß auf mehr. Er beschäftigt sich dann mit deinem Kunstwerk und findet es viel anziehender als irgendeinen simplen Gegenstand.

Zeichne also keine stillen Bilder, sondern immer Geschichten.

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Baue auch Emotionen mit ein.

Ich nehme einfach mal die Motividee aus der Liste oben: „Blitz schlägt in Haus ein“. Daraus allein kann schon ein schönes Bild entstehen, allerdings wird es den Betrachter nicht ansprechen, wenn es ihn nicht berührt. Stell dir vor, das Haus steht leer und befindet sich irgendwo im nirgendwo. Wen interessiert das? Genau, niemanden. Wir brauchen also etwas, das ein Gefühl hervorruft.

Verfrachte das Haus also in ein bewohntes Gebiet, da sind weitere Häuser drum herum. Vielleicht eine ganze Stadt und noch wichtiger: Bewohner.

Beispiele:

  • Da kniet ein verängstigtes Mädchen, die Hand panisch vor ihren Mund geschlagen und beobachtet entsetzt den Blitzeinschlag.
  • Da ist ein kleiner Junge, der gerade mit entsetztem Gesichtsausdruck aus dem Haus rennt.
  • Angedeuteter Rauch oder Feuer, das im Haus des einschlagenden Blitzes ausbricht
  • Eine schreiende Frau dort am Fenster ist im oberen Stockwerk des Hauses gefangen. Springt sie?

Das alles berührt den Betrachter und gibt ihm etwas, woran seine Gedanken anknüpfen können. Erst, indem du lebende Fokuspunkte zum Festhalten in dein Bild bringst und Geschichten damit erzählst, wird es zu einem bewegenden Kunstwerk.

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Jetzt bist du dran! Hol deine Farben heraus und fang an. Und denke über deine Motiv nach, bevor du drauf los malst. Ich hoffe, du konntest hier einige Ideen sammeln, die deine zukünftigen Zeichnungen lebendiger und anziehender werden lassen.

Haben dir die Tipps geholfen? Hast du weitere Vorschläge, Anmerkungen, Kritik? Teil mir deine Meinung gerne in einem Kommentar mit!

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