Farbgebungstutorial (Miniaturbild – Dorf/Landschaft)

Inhalt
Motivwahl
Technik
Material
Beispiel

 

Motivwahl

Bevor es an die Farben geht, braucht man (im Normalfall) ein Motiv. Es gibt zwei Methoden zu zeichnen. Entweder fängt man sofort mit den Farben an oder man erstellt davor eine Skizze. In meinem Tutorial gehe ich davon aus, dass eine Skizze zugrunde liegt, obwohl ich die erste Methode öfter verwende.

Folgendes Motiv wirst du am Ende dieses Tutorials in 28 Schritten mit detaillierter Beschreibung verfolgen können, wie es Farbe erhält:

Bild 29

An Mangazeichner: Outlines kommen bei mir eher selten vor und wenn, dann mache ich sie meist im Nachhinein, nach der Farbgebung. Fühlt euch davon nicht abgeschreckt, ihr könnt das auch anders machen, die Tipps in diesem Tutorial können euch trotzdem helfen.

Da es sich um ein Farbgebungstutorial handelt, werde ich das Thema Bildaufteilung/Komposition nicht weiter vertiefen. Es geht hauptsächlich um Farben. Um etwas farbig zu machen, braucht man eine Idee, was man überhaupt zeichnet. Also denk dir etwas schönes aus und fertige eine Skizze davon an.

Du hast keine Ideen? Dir fällt nichts ein? Dann schau dich doch einfach mal im „Theme Art“–Projekt um, dort findest du viele Vorschläge und Anregungen, was du zeichnen könntest.

Tipp: Fertige mehrere Skizzen von deinem Motiv aus verschiedenen Blickwinkeln an und wähle am Ende das beste aus, indem du es noch einmal mit sauberen Strichen abpaust.

Tipp: Pause deine Skizze immer wieder neu ab und verbessere dabei die Stellen, die dir noch nicht so gut gefallen. So lange, bis es perfekt ist.

 

Technik

Drei Dinge sind beim colorieren besonders wichtig und diese sollte man gut beherrschen:

- Licht/Schatten
- Farbverläufe
- Stimmung

Wie man Licht und Schatten darstellt ist klar. Licht ist hell, Schatten ist dunkel. Was allerdings nicht immer heißt, dass Licht weiß und Schatten schwarz ist. Stell dir vor, woher die Lichtquelle auf deinem Bild kommt und überlege dir, wo genau das Licht auftrifft, welche Farbe es hat, wie sich dadurch die Farbe des Objekts auf dem es auftrifft ändert.

Farbverläufe sind sanfte, nicht stufenweiße Übergänge von einer Farbe in eine andere. Mithilfe von Verläufen kann man nicht nur Schatten darstellen, sondern die Zeichnung plastisch wirken lassen. Je nach Material gibt es andere Methoden wie man diese Verläufe erzeugt.

Vergiss Gedanken wie „Gras ist grün.“ Oder „Wasser ist blau“. Bevor du auch nur eine Farbe aufs Papier bringst, überlege dir, welche Stimmung du mit deinem Bild rüber bringen möchtest. Welche Lichtverhältnisse, welche Tageszeit und welches Wetter soll dein Motiv zeigen? Das gleiche Bild kann mit verschiedenen Farben etwas komplett anderes ausdrücken.

Tipp: Hast du entschieden, welche Stimmung dein Bild besitzen soll, versuche dich selbst in diese Stimmung zu bringen, bevor du beginnst. Dies ist zum Beispiel mit dazu passender Musik möglich oder indem du in einer zum Bild passenden Umgebung zeichnest.

Tipp: Um ein besseres Gefühl zu bekommen welche Farbe du am besten verwenden könntest, nimm dir ein Foto deiner Wahl, zeichne/pause es ab und mache es dann farbig. Nimm die Farben, von denen du denkst sie seien auch auf dem Foto zu sehen. Danach vergleiche die Farben. Leg die einzelnen Stellen nebeneinander. Welche Farben unterscheiden sich und wie unterscheiden sie sich? Probiere Farben aus, die dem Foto mehr entsprechen. Das ganze kannst du auch ohne Foto mit einem realen Motiv machen, aber Bilder zu vergleichen ist immer einfacher. Es geht dabei nicht darum, ein eigenes Motiv zu erschaffen, sondern nur ein Gefühl dafür zu bekommen, wo man welche Farbe hernehmen sollte und das ist nicht immer die, an die man zuerst denkt.

 

Material

Am besten verwendest du Material, mit dem du gut zurecht kommst. Trotzdem ist es auch schön, immer wieder neues auszuprobieren, vielleicht findest du dabei ja dein neues Traum-Farbgebungs-Werkzeug. Im Folgenden stelle ich euch einiges an Material vor, welches ich verwende.

Farbstifte
Hier benutze ich Rex-Bunstifte. Das sind die Nachfolger der Marke Fantasy. Sie sind sehr billig, für etwa 3€ bekommt man sie bei Aldi. In der Packung sind 36 verschiedenen Farben enthalten. Die Stifte sind nicht zu hart und die Farben ausreichend kräftig. Viele benutzen auch Polychromos. Diese sind noch etwas weicher als Aldi-Stifte und ihre Farben leuchten sehr stark, dafür sind sie auch um einiges teurer.

Filzstifte

Meine Filzstifte nennen sich Copic Marker Ciao und jeder Mangaka wird sie kennen. Um mit ihnen Verläufe zu erstellen, braucht man einiges an Übung und viele verschiedenen Farbabstufungen, aber wenn du den Dreh raus hat, ist es ganz einfach. Das Besondere an den Filzstiften ist ihre weiche, dünne, sehr feine Spitze, die sich fast wie ein Pinsel verhält und am Papier nachgibt. Wer sich die Stifte besorgen möchte tut das am besten übers Internet, da sie im Zeichenladen sehr viel kosten. Ich hab meine hier her:
Zeichen-Center Ebeling

Wachsmalkreiden

Meine Wahl fällt nach einigen fehlkäufen hier auf die hochwertige Marke Caran d'ache und zwar die wasservermalbaren Neocolor II. Mittlerweile sind die Stifte zu meinem Lieblingszeichenmaterial mutiert. Die Farben sind unheimlich stark und stechen heraus, wenn man sie mit anderen Wachsmalkreiden vergleicht. Man kann sie sehr leicht verwischen mit den Fingern. Wenn du sie mit einem nassen Pinsel vermalt, muss du gut aufpassen, da sich die Farben dann verändern, also vorher unbedingt miteinplanen. Für meine Bilder verwende ich weder Pinsel noch Wasser, meine Finger reichen mir da, wenn überhaupt. Ich male mit ihnen wie mit Farbstiften und drücke mal leicht, mal fester auf, um Verläufe zu erzeugen.

Farben zum Aufhellen
Zum Aufhellen benutze ich einen weißen Gelstift der Stärke 1,0 mm oder weiße Wassermalfarbe. Du kannst aber auch viele andere Farben verwenden. Auch Deckweiß aus einem Malkasten oder weiße Ölfarbe eignet sich zum Anbringen von Glanzlichtern.

Liner
Meistens gibt es bei meinen Bildern gar keine Outlines, wenn doch, verwende ich entweder meinen Kaligraphiefüller mit schwarzer Tinte oder Copic Multiliner der Stärken 0,3 und 0,05.

Andere Materialien
Manchmal benutze ich auch noch andere Materialien wie durchsichtige Nachtleuchtfarbe oder Blattgold, um ein Motiv besonders hervorzuheben.

Materialien mischen
Beim mischen der verschiedenen Materialien kommt es darauf an, was du zuerst aufs Papier aufbringst. Copics und Farbstifte lassen sich hervorragend aufeinander auftragen. Auf Wachsmalkreiden hält leider nicht mehr viel, weshalb du diese möglichst als letzte Schicht auftragen sollte.

 

Beispiel

Bild 1/2
Bild 1/2

Für mein Beispiel hab ich oben stehende Skizze angefertigt (1) und diese noch etwas überarbeitet (2). Diese Version ist übrigens an das Original angeglichen, in den nachfolgenden Bildern werde ich die Bilder nicht bearbeiten, sie sehen deswegen auch etwas anders aus, als das Original.
Eine wichtige Entscheidung bevor man anfängt, ob das Bild Outlines besitzen und wenn ja, wie sie aussehen sollen. Für mein Motiv hab ich entschieden schwarze Outlines zu benutzen und auch nur einen Teil zu linen. Ich verwende dafür einen Copic Multiliner der Stärke 0,05. Da es eine Sammelkarte werden soll, hat mein Motiv auch im Original genau die Ausmaße 6,4 x 8,9 cm. (3)

Bild 3/4
Bild 3/4

Die nächste Entscheidung besteht darin festzulegen, welche Materialien für das Bild verwendet werden. Da ich gerne mische, benutze ich für dieses Beispielmotiv, Farbstifte (Rex-Buntstifte), Wachsmalkreiden (D’chrane art, Neocolor II) und Filzstifte (Copic Marker Ciao).
Als erstes lege ich die Zeit fest (Vormittag) und aus welcher Richtung das Licht kommt. Daraus ergibt sich die Farbstimmung des Bildes.
Mit Farbstiften (grau, hellbraun, sepia) schraffiere ich leicht die Felsen, um festzulegen wo das Gebüsch beginnt und aufhört. (4)

Bild 5/6
Bild 5/6

Als nächstes arbeite ich mit dem dunkelbraunen und schwarzen Farbstift auch schon erste Schatten ein. Diese befinden sich vor allem an der Unterseite der Felsausbuchtung und direkt unter den Büschen, die ihren Schatten auf die Felsen werfen. (5)
Um dem ganzen mehr Farbe zu verleihen überarbeite ich die Stellen mit Wachsmalkreiden (ocker, braun, schwarz). (6)

Bild 7/8
Bild 7/8

Jetzt zeichne ich die hellen Stellen der Büsche mit Wachsmalkreiden (zitronengelb) ein (7). In den folgenden Schritten arbeite ich ebenfalls mit Wachsmalkreiden und arbeite mich bis zu den Schatten der Büsche durch. Helloliv (8), Dunkeloliv (9) und Umbra Natur für die dunkelste Farbe. Darüber gehe noch mal mit Zitronengelb, um die hellen Stellen zu verstärken (10).
Am Anfang hinterlassen Wachsmalkreiden gerne mal weise Flecken, aber je öfter man über eine Stelle drüber geht, desto sanfter wird die Farbfläche, mit der Zeit entstehen richtig schöne Verläufe.

Bild 9/10
Bild 9/10

Anschließend zeichne ich den Strand. Der Sand soll gold-gelb werden und richtig strahlen. Dazu verwende ich die Wachsmalkreiden gelb, hellorange (für den Übergang) und ocker für die Uferränder (11). Darüber gehe ich noch einmal mit weiser Wachsmalkreide, damit die Farben nicht zu grell ins Auge stechen.
Die beiden Brücken werden in rotbraun, dunkelbraun und schwarz gefärbt. (12) So kleine Details sind mit Wachsmalkreiden immer sehr schwierig, doch sobald mehrere Schichten übereinander liegen kann man jeweils bis zu den Rändern die Farbe mit den Fingernägeln wegkratzen, was trotz der dicken Spitzen ein sehr genaues arbeiten ermöglicht.

Bild 11/12
Bild 11/12

Für die ersten Spiegelungen im Wasser verwende ich einen dunkelbraunen Farbstift. Damit färbe ich die Uferränder, den Schatten unter den Felsen und Brücke, so wie Teile des Wasserfalls. Dabei drücke ich nur sehr leicht auf und verwische die Farbe mit den Fingern. (13)
Mit einem weisen Farbstift gehe ich dann über die Hauswände, damit sie hellgrau werden. (Farben des Liners bei den Fenstern vermischt sich mit weiser Farbe). Für die Dächer verwende ich wieder einen hellorangen Wachsmalstift (14).

Bild 13/14
Bild 13/14

Jetzt sind die Berge dran. Die Ränder der vorderen fahre ich mit schwarzem Farbstift nach und Färbe die Berge dann unregelmäßig dunkelgrau (Farbstift). Darüber kommen dann Schneeflecken, aufgebracht mit einem weisen Gelstift. (15)
Um die Häuser mehr zu betonen, fahre ich einige Stellen (vor allem die Unterseite der Dächer) mit einem schwarzen Liner nach. (16)

Bild 15/16
Bild 15/16

Anschließend ist der Himmel dran. Für ihn erstelle ich einen Farbverlauf mithilfe von drei Copic Markern (B93 – Light Crockery Blue, BG000 Pale Aqua, 0 – Colorless Blender), der nach unten hin immer heller wird. (17)
Da es sich bei der Unterlage meines Motivs um normales Kopierpapier handelt, saugt es sehr viel von den Stiften weg und der Verlauf wird unregelmäßig. Bei solchem Papier ist es gut, wenn man nur ganz leicht mit den Copic Markern aufdrückt. Um die Unregelmäßigkeiten zu beseitigen kann man mit Farbstiften arbeiten. In meinem Fall reicht es die Übergänge mit einem blauen Stift leicht zu schraffieren. (18) Dabei ist es wichtig nicht zu stark aufzudrücken, sonnst erkennt man, dass hier mit verschiedenen Materialien gearbeitet wurde und der Himmel wäre nicht mehr gleichmäßig.

Bild 17/18
Bild 17/18

Mein Himmel soll nicht ganz so klar sein und ein paar kleine Wolken bekommen. Dafür gehe ich mit einer weißen Wachsmalkreide drüber. (19) Da das Licht von oben kommt, befinden sich die Schatten der Wolken unten und ich zeichne sie mit hellgrauer und grauer Wachsmalkreide ein. (20)

Bild 19/20
Bild 19/20

Im nächsten Schritt verwende ich die Wachsmalkreiden (dunkeloliv, umbra natur), um ein paar Bäume vor den Bergen einzuzeichnen. (21)
Um die ersten Wasserspiegelungen sichtbar zu machen, kann man mit dem Finger über die Farben ziehen und sie in die weißen Flächen des Wassers ziehen. Für weitere Spiegelungen verwende ich die Wachsmalfarben hellgrau. Mit diesen zeichne ich die Bergspiegelungen. Ein weißer Gelstift hilft dabei, klare Abgrenzungen zu schaffen und die Uferränder zu betonen.
(22)

Bild 21/22
Bild 21/22

Jetzt geht es an die Farbe des Wassers, in vielen Flächen spiegelt sich hier der blaue Himmel wieder. Zum Schraffieren verwende ich einen blauen, grünen und hellbraunen Farbstift. (23). Die Schatten im Wasser verstärke ich mit einem rotbraunen Wachsmalstift. Leider sieht das alles noch etwas strichig aus und es scheinen viele weiße Stellen durch, was man aber leicht ändern kann, indem man mit einem Copic Marker drüber geht, in meinem Fall mit einem BG000 – Pale Aqua. Dadurch wirkt die Wasseroberfläche gleich viel weicher (24).

Bild 23/24
Bild 23/24

Mein Wasser ist nicht ganz glatt und es werden besonders an den Uferrändern Wellen ersichtlich, diese verdeutliche ich mit einem weißen Gelstift. (25) Mit der selben Farbe zeichne ich Glanzpunkte an Gebüsch und Häusern ein.(26)

Bild 25/26
Bild 25/26

Nach unten hin verstärkt sich der Schatten beim Wasserfall. Für diese Darstellung verwende ich einen schwarzen Farbstift. (27)
Fast fertig, jetzt fehlt noch der Feinschliff und das Ausbessern kleiner Details!
Mit zwei schwarzen Linern (0,3 und 0,05) zeichne ich nicht nur Schatten an die Häuser, sondern versuche sie auch ein wenig gerade zurücken. Auch an der Brücke ändere ich kleine Details ab. Zusätzlich verwende ich dafür Copic Ciaos (E37 – Sepia und E35 – Chamois) (28).

Bild 27/28
Bild 27/28

Wie sich jetzt bestimmt alle fragen, wie arbeitet man mit den megafetten Spitzen der Wachsmalkreiden an so minikleinen Details?
Die Antwort ist: Gefühl
Nein, ich spitze meine Wachsmalkreiden nicht. Man fühlt einfach, wo der Stift das Blatt berührt und diese Stelle stellt man sich als Spitze vor. Das stellt man sich kompliziert vor, ist es aber nicht, es lohnt sich das einfach mal auszuprobieren.

Natürlich bleibt das Motiv jetzt nicht so, ich schneide es noch zu, klebe es auf Karton und diesen auf einen weiteren Karton, verstärke die Rückseite mit goldenen Rändern und beschrifte sie noch. Das fertige Bild sieht im Original etwas anders aus, als in diesem Tutorial, da ich nicht jeden Scanschritt bearbeitet hab. Mein Scanner frisst ja wie bekanntermaßen auch viele andere liebend gerne Farbe. Aber hier könnt ihr euch noch eine dem Original angeglichene Version des Bildes ansehen:

Bild 29

Ich hoffe, dass dir die Tipps aus meinem Tutorial weiterhelfen. Es würde mich freuen, wenn du mir einen kleinen Kommentar hinterlassen würdest, ob dir mein Tutorial gefallen hat :)

Socke


Edit 09/2019: Bitte beachtet, dieser Artikel und die Karte stammen von 2012 und der Text hier ist sehr veraltet. Meine Arbeitsweise hat sich außerdem über die Jahre verändert. Redraw der Karte von 9/2019:

sockenzombie kakaokarte landschaft zeichnen tutorial (redraw 2019)

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